theater in der schule
„Shake ...Macbeth“, das „Comedydrama“ des jungen Autors Heinz Laier, ist kein in sich geschlossenes, traditionelles Stück. Seine Idee, Originalzitate aus Shakespeares „Macbeth“ mit Improvisationen dreier völlig verschiedener Spielerpersönlichkeiten zu einem neuen Stück zu verbinden und dabei dennoch die Tragödie vom Anfang bis zum Ende zu erzählen, kann nichts anderes hervorbringen als eine „postdramatische Versuchsanordnung.“
Was wird versucht? „Was wollen wir denn spielen, was will das Publikum sehen?“ „Wie ernst darf es denn werden?“
Drei Schauspieler, eine Frau und zwei Männer, befragen sich und den alten Text nach der Bedeutung, die das Theater hier und heute, für Zuschauer und Schauspieler, entfalten kann und verwickeln sich dabei unversehens in die ewigen Fragen, die sich jeder Gesellschaft, ob im Jahrhundert des Macbeth oder in unserem, immer aufs Neue stellen:
Wer hat die Macht, seinen Willen, seine Perspektive durchzusetzen?
Wer hat wovor Angst?
Wie artikuliert sich das Verhältnis zwischen Männern und Frauen, aber auch zwischen den Männern?
Gibt es eine „natürliche“ Ordnung, die nur um den Preis seelischer Zerrüttung überschritten werden kann?
Wie kommt es ĂĽberhaupt zu Mord und Totschlag?
Ist Gewalt zwischen den Menschen eine unabänderliche Tatsache?
Gibt es in der Geschichte Zuschauer?
Ein Spiel, das sich wie am Schnürchen gezogen Stück für Stück mit blutigem Ernst abspult, dabei Raum lässt sowohl für Improvisationen als auch für einen grandiosen Dramentext, ist zunächst einmal eine genuiner Chance für das Theater. Die rasanten Perspektivenwechsel stellen zudem hohe Anforderungen an die Präsenz und an die Seh- bzw. Spielgewohnheiten von Publikum und Darstellern.
„paradiesmedial“ hat sich für eine Inszenierung entschieden, die vollständig auf Kostüme und Requisiten verzichtet. Stattdessen wird eine Videokamera eingesetzt, die das Bühnengeschehen auf einer im Hintergrund aufgespannten Leinwand festhält. Die Zuschauer erhalten somit einen doppelten Blick aufs Geschehen. Gleichzeitig ist das Video eine Perspektivenverengung, denn gezeigt wird nicht „alles“, was während eines bestimmten Zeitabschnitts auf der Bühne zu sehen ist, sondern „nur“ der Ausschnitt, den einer der Schauspieler aus einem bestimmten, aber letztlich zufälligen Grund für aufzeichnenswert hält. Dahinter steht natürlich die Frage: welches Bild zeigt welche Wirklichkeit?
Die Stoffe der Shakespeareschen Dramen sind nicht unbedingt bekannt und falls doch, werden seine oft monströs anmutenden Charaktere nicht gerade als unsere Nachbarn, gar als möglicher Teil unseres Selbst betrachtet. Wir werden ja auch nicht alle zu Mördern. Das kindlich als „Peter, Paul und Mary“ beginnende Spiel der drei Protagonisten in „Shake ...Macbeth“ „schliddert“ sozusagen in den Ernst der Handlung hinein, macht sie dadurch dem Publikum spielerisch, aber dennoch mit Nachdruck zugänglich und verständlich. Der Fragmentcharaker der Aufführung, die Elemente aus Comedy und Improtheater korrespondieren mit den jetztzeitigen Sehgewohnheiten, vor allem mit den Sehgewohnheiten der Jugendlichen von heute, und appellieren gleichzeitig daran, Gesehenes nicht nur zu konsumieren.
Zum Schluss sei nicht verschwiegen, dass das Publikum an zwei Stellen aufgefordert wird, mitzuspielen. Risiken und Nebenwirkungen der kleinen Mitmachaktionen sind natĂĽrlich ausdrĂĽcklich Teil des Konzepts.
Mit Dietmar Bertram, Ariane KlĂĽpfel, Christoph Maasch.
Regie: Maria Piniella
kontakt: TUSCH im schultheater-studio frankfurt gundula van den berg
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